Ein Nachruf für einen besonderen Menschen

19.09.2025

Abschied von Carola – ein großes Herz für Tiere, für Fairness und für Verantwortung

Obwohl wir wußten, dass der Tag kommen wird und wir diese Zeilen schreiben müssen, fällt es jetzt doch unfassbar schwer die richtigen Worte zu finden, um Carolas Leben und und Wirken gerecht zu werden.

Sie war immer so stark, doch die Krankheit, die sie schon einmal besiegt hatte, kehrte zurück – dieses Mal unaufhaltsam. Auch wenn sie sich still und tapfer diesem Schicksal gestellt hat, hinterlässt ihr Tod eine große Lücke. 

Wir brauchen sie, wir vermissen sie, aber ihr Platz bleibt leer…

Am 2. August 2025 ist Carola im Alter von nur 65 Jahren verstorben.

Carola war ein Mensch, der selten im Mittelpunkt stand – aber dennoch von vielen gesehen, geschätzt und gebraucht wurde. Sie war zuverlässig, beharrlich, bescheiden, und sie stellte sich selbst nie über das, was ihr wichtig war. Ihr Leben war geprägt von Hingabe, Fleiß und einem tief verwurzelten Sinn für Verantwortung – gegenüber den Tieren, der Natur und den Menschen in ihrem Umfeld.

Carola war ein vielschichtiger Mensch. Sie war ein leidenschaftlicher Speedway-Fan. Wenn die Motorräder ihre Runden drehten und der Staub durch die Luft wirbelte, saß Carola mit Begeisterung auf den Zuschauerrängen. Sie reiste sogar ins Ausland, um dabei zu sein. Für sie selbst war der Sport lange ein fester Teil ihres Lebens – viele Jahre spielte sie aktiv im Badminton-Verein, nahm an Wettkämpfen teil und war dort sehr beliebt. Nicht zuletzt, weil sie Fairness immer über den eigenen Ehrgeiz stellte.

Beruflich hatte sie eine klare Struktur: Sie studierte Buchhaltung, und der Umgang mit Zahlen, Papier und Statistiken war nicht nur Pflicht, sondern lag ihr wirklich. Auf Carola war Verlass – im Job wie im Leben.

Ihre wahre Liebe galt jedoch der Natur in all ihren Facetten. Sie hatte einen Garten, in dem sie Obst und Gemüse anbaute, freute sich über Vögel am Futterhaus, achtete auf jedes Detail – selbst auf die richtige Mülltrennung, auch wenn sie damit anderen manchmal auf die Nerven ging. Schnittblumen mochte sie nicht besonders – Blumen gehörten für sie nach draußen, in die Erde, wo sie leben konnten.

Ein Erlebnis so exemplarisch und typisch für Carola bleibt besonders in Erinnerung: An einem kalten Wintertag fand Carola einen angeleinten Hund an einer Bushaltestelle – verlassen, frierend. Sie nahm ihn mit, versorgte ihn, und suchte für ihn ein liebevolles Zuhause. Sie hätte einfach weitergehen können. Aber das war nie ihre Art.

Denn unsere Mälzi hatte ein großes Herz für Tiere. Vor allem für Katzen. Sie versorgte unzählige Streuner, kümmerte sich jahrelang um herrenlose Tiere in ihrem Garten, baute Futterstellen auf und versorgte Tiere, die andere längst aufgegeben hätten.

Seit dem 6. August 2008 war sie aktives Mitglied im Tierschutzverein Güstrow und Umgebung e.V. Von da an widmete sie sich mit ganzer Kraft dem aktiven Tierschutz in diesem Verein. Sie tat alles, was nötig war – und noch viel mehr.

Sie sammelte Notfälle von der Straße auf, zog kleine Kätzchen mit der Flasche auf, vermittelte unzählige Katzen in ein neues Zuhause. Sie reinigte Gehege, schrubbte und wischte, telefonierte mit Interessenten, fütterte mit der Hand, mit der Flasche, mit der Pipette. Sie erstellte Listen, sammelte Daten, ordnete Zahlen, schrieb Texte, beantragte Fördermittel, kaufte ein, organisierte, schaute den anderen über die Schulter und kontrollierte, ob alles richtig gemacht wurde. Sie war selten zuhause, verschnaufte kaum – aber sie war immer da, wenn Hilfe gebraucht wurde.

Carola gab ihr letztes Geld für Tiere aus. Sie kaufte Futter für Futterstellen – nicht nur für ihre eigenen, sondern auch, um andere zu unterstützen.
Sie verließ frühmorgens das Haus, fuhr ihre Futterstellen ab, fing Streuner oder Notfälle ein, versorgte die Tiere im Tierheim – und fuhr anschließend zur Arbeit, in ihre Vollzeitstelle als Buchhalterin. Nach Feierabend kehrte sie nicht nach Hause zurück, sondern wieder ins Tierheim. Bis spät in die Nacht versorgte sie dort weiter die Tiere.

In der sogenannten Kittenzeit nahm sie verwaiste Jungtiere sogar mit zur Arbeit – heimlich, versteckt in einer Tasche im Auto, um sie dort mit Milchfläschchen zu füttern. Zwischen Buchhaltungsunterlagen und Bilanzberichten sorgte sie dafür, dass Leben gerettet wurde. Leise, gewissenhaft, mit einem unglaublichen Einsatz.

Das Tierheim war früher noch nicht das, was es heute ist. Kein modernes Katzenhaus, kein renoviertes Haupthaus. Es war im Winter eiskalt, im Sommer brütend heiß. Die Tiere lebten in Schutzhütten, die Reinigung war körperlich anstrengend. Carola hat das nie abgeschreckt. Sie war da – immer.

Viele Vereinsmitglieder erinnern sich: Der erste Kontakt zum Verein war oft ein Gespräch mit Carola. Sie war die Stimme am Telefon, die Person an der Tür, die Ansprechpartnerin, der Kummerkasten. Aber manchmal auch der Aufreger – denn Carola konnte stur sein. Sie war ruhig und zurückhaltend, aber sehr beharrlich. Und meistens setzte sie sich durch – nicht, weil sie laut war, sondern weil sie wusste, wofür sie kämpfte.

Als sich das Tierheim langsam weiterentwickelte, war sie mittendrin: Sie schrieb Fördermittelanträge, und als diese bewilligt wurden, flossen Tränen der Freude. Unter ihrer Mitwirkung im Vorstand wuchs das Tierheim. Das Katzenhaus wurde gebaut, das Haupthaus modernisiert. Auch in schwierigen Zeiten war Carola der Fels in der Brandung – auch wenn sie sich selbst nie so sah.

Carola nahm sich nie wichtig. Sie mochte keine großen Auftritte. Als sie am 22. Oktober 2019 vom Deutschen Tierschutzbund mit dem Ehrenpreis für außergewöhnliches Engagement ausgezeichnet wurde, musste sie dann doch auf die Bühne. Sie nahm die Ehrung mit dem ihr eigenen Humor – und fuhr danach, wie selbstverständlich, wieder ins Tierheim, um nach dem Rechten zu sehen.

Dank ihres unermüdlichen Einsatzes konnten während ihrer Zeit im Verein rund 3.000 Katzen versorgt werden. Dazu kommen unzählige freilebende Katzen, für die sie über Jahre hinweg Verantwortung übernahm.

Bis zuletzt lebten zwei Katzen bei ihr: Rapunzel und Luisa. Mit Carolas Tod haben auch sie ihr Zuhause verloren. Beide befinden sich nun im Tierheim und suchen dringend ein neues Zuhause. Wer den beiden eine Chance gibt, gibt auch ein Stück von Carolas Fürsorge weiter.

So viele Zeilen – und doch wird keine ihnen Carola wirklich gerecht.
Sie war keine Frau der großen Worte, sondern der großen Taten. Und genau deshalb wird sie unvergessen bleiben.

Wir danken Carola – für alles, was sie war, für alles, was sie getan hat, und für das, was bleibt.

Der Tierschutzverein Güstrow und Umgebung e.V.
sowie alle Kolleginnen und Kollegen, Freundinnen und Freunde, und viele, viele gerettete Tiere